Weiterbildungstag Sozialmedizin in der hausärztlichen Praxis

Der Weiterbildungstag richtet sich an Ärzt:innen in Weiterbildung und beleuchtet praxisnahe Aspekte der Sozialmedizin im hausärztlichen Alltag.

Hier ein Ausblick auf unsere Seminare des Weiterbildungstags:

Dr. med. Fabian Holbe, MBA, Facharzt für Allgemeinmedizin
„Sozialversicherung verstehen – Grundlagenwissen und Mitverantwortung im hausärztlichen Alltag“

Sozialmedizinische Fragestellungen sind fester Bestandteil des hausärztlichen Alltags, etwa beim Ausstellen von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, dem Anregen von Rehabilitationsmaßnahmen oder der Beurteilung von Pflegebedürftigkeit. Hausärztinnen und Hausärzte spielen dabei eine wichtige Rolle bei der Beantragung und Sicherstellung der Sozialleistungen ihrer Patientinnen und Patienten – und somit im Umgang mit den Mitteln der sozialen Sicherung.
Der Einführungsvortrag gibt einen kompakten Überblick darüber, wer die Träger dieser Leistungen sind und woher die finanziellen Mittel stammen: dazu zählen unter anderem die gesetzlichen Krankenkassen, die Rentenversicherung, die Pflegekassen sowie die Sozialämter. Thematisiert werden die Grundlagen der Beitragsfinanzierung, die Rolle von Arbeitgebern, Versicherten und öffentlichen Zuschüssen sowie die Unterschiede zwischen den Zweigen der Sozialversicherung.
Ein grundlegendes Verständnis dieser Finanzierungsstrukturen ist eine zentrale hausärztliche Berufskompetenz und bildet die Basis, um sozialmedizinische Fragestellungen im Praxisalltag sicher zu bearbeiten – hier setzt der auf diese Einführung folgende Werkzeugkasten Sozialmedizin an.

Benjamin Winter, Hausärztlich tätiger Internist
Leonard Mathias, AiW Allgemeinmedizin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin Greifswald
„Werkzeugkasten Niederlassung 15: Sozialmedizinische Grundlagen für Hausärzt*innen“

In diesem Werkzeugkastenmodul steht die praktische Anwendung sozialmedizinischer Grundlagen im Vordergrund – etwa bei der Ausstellung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, Reha-Anträgen oder der Einschätzung von Pflegebedürftigkeit. Vermittelt werden die wichtigsten Leistungen bei Krankheit, Erwerbsminderung und Pflegebedarf sowie die dazugehörigen Beurteilungskriterien. Ein Schwerpunkt liegt auf der rechtssicheren Formulierung von Bescheinigungen und Anträgen. Ziel ist es, mehr Sicherheit im Umgang mit sozialmedizinischen Anforderungen zu gewinnen – um Patient*innen wirkungsvoll zu begleiten und sich im System sicher zu bewegen.

 Dr. med. Verena Barchfeld, hausärztlich tätige Internistin.
„Soziale Determinanten von Gesundheit im Arzt-Patienten Gespräch“

Gesundheitliche Risiken und Ressourcen zur Krankheitsbewältigung hängen stark von den Lebensumständen ab. Menschen in schwierigen sozialen Lagen haben nicht nur ein höheres Risiko für chronische Erkrankungen und psychische Belastungen, sondern auch eine um bis zu zehn Jahre verkürzte Lebenserwartung. Unterschiedliche Lebensrealitäten von Patient:innen und Ärzt:innen können den Dialog erschweren. Was für die einen selbstverständlich ist – etwa Zugang zu verlässlichen Gesundheitsinformationen, ausgewogene Ernährung oder ein sicherer Rückzugsort – liegt für andere oft außerhalb des Machbaren. Diese Unterschiede führen im Praxisalltag häufig zu Missverständnissen und können belastend sein.
Wie können Ärzt:innen solche Barrieren im Gespräch berücksichtigen? Welche Ansätze helfen, Ressourcen zu erkennen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln? In der Veranstaltung schärfen wir den Blick für sozioökonomische Einflussfaktoren auf Gesundheit und Kommunikation. Eigene Erfahrungen werden eingebracht und praktisches Handwerkszeug vermittelt, um auch in herausfordernden Gesprächen neue Zugänge zu eröffnen.
Die Referentin ist Internistin und Hausärztin in einem Stadtteilgesundheitszentrum, in dem multiprofessionelles Arbeiten zum Alltag gehört. Anhand sozialer Determinanten von Gesundheit zeigen die Mitarbeitenden, wie ungleiche Lebensbedingungen – von Wohnsituation bis Bildungs- und Versorgungszugängen – Gesundheit beeinflussen und suchen gemeinsam Wege, diese Unterschiede zu berücksichtigen und zu überwinden.